Sonntag, 28. Juli 2013

Das Finale des Herrenwitzes

Die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen ist Europameister. Nach teilweise gruseligem Fußball, einer grotesken Erwartungshaltung und einer sensationellen Steigerung über die Final-Spiele des DFB-Teams erzählt dieser Triumph eine Geschichte von Kampfgeist, Zusammenhalt, Stärke.

Leider ist Frauenfußball derzeit untrennbar auch immer verbunden mit einer naiven Geschlechter-Rivalität. Der unstatthafte Vergleich zum Männerteam ist in der Rezeption des Sports offenbar unvermeidlich, und meinem Eindruck nach wird er gerne in Zusammenhang mit selbstvergewissernder Gehässigkeit angebracht, von Männern ("Das ist ja Kreisklasse") wie Frauen ("Das sollen die Männer erstmal nachmachen"). Beide Reflexe haben irgendwo einen nachvollziehbaren Kern, sind aber unangemessen und sinnlos.

Sind wir als Gesellschaft nicht weiter? Haben wir es wirklich nötig, zwischen den Geschlechtern auf diese Weise eine Frontlinie zu simulieren. Mit diesem Gedanken im Sinn bin ich auf Twitter auf folgende Kommentare gestoßen.

https://twitter.com/CybTom/status/361511199604621314
https://twitter.com/unausrodbar/status/361510024222220288
https://twitter.com/Tom1985/status/361509322557112321
https://twitter.com/guek62/status/361524470126624768
https://twitter.com/TobiasHuch/status/361520635425456129
https://twitter.com/TheRuppert/status/361524999305175042
https://twitter.com/sieratschki/status/361523471710298112
https://twitter.com/sw_ste/status/361519827241811968
https://twitter.com/vertestbelle/status/361516309898469377
https://twitter.com/Konni/status/361513459692748801

Offenbar geht das Problem tiefer. Die Fixierung auf Sexualität und Frauen-Klischees wird hier als Mittel dazu verwendet, Anerkennung zu finden. Mit Erfolg, wie die vielen Reaktionen in Form von Favorisierungen und Retweets zeigen. Während offener Rassismus weitgehend verdrängt ist und nunmehr in subtilerer Gestalt auftritt, bleibt ein deratiger, stumpfer Sexismus offenbar salonfähig, gar anerkannt. Sicher sind ein Paar Beiträge in sozialen Netzwerken von geringer Aussagekraft. Dennoch bilden sie ab, wo diese Gesellschaft herkommt, und dass sie noch einen Weg vor sich hat.

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